Ein Trainingskollektiv in Europa, das Entscheidungsfindung in der Gruppe schult, nutzt Sketche, um problematische Verhaltensweisen zu illustrieren, ohne Menschen in die Defensive zu bringen oder sie zu verärgern. Sie bitten eine Handvoll Freiwilliger, sich in die Mitte des Raums zu stellen und dem Rest der Gruppe zu zeigen, was „bei dem schlimmsten Treffen, an dem sie je teilgenommen haben“, passierte. Die Großgruppe lacht laut los – denn sie erkennt die Situation wieder – während die Kleingruppe ihren Sketch vorführt. Dann werden neue Freiwillige gebeten, um zu zeigen, „wie es eigentlich hätte laufen sollen“. Dabei werden verschiedene Verhaltensalternativen für die dafür nun sensibilisierte Gruppe vorgemacht.
In einer Variante davon werden alle Teilnehmenden in Kleingruppen aufgeteilt, die jeweils zwei Sketche entwickeln müssen, wobei der erste dysfunktionales Verhalten und der zweite Alternativen dazu aufzeigt. Die Kleingruppen führen ihre Sketche vor den anderen auf. Wieder mit viel Gelächter, das die Anspannung durch den defensiven Widerstand gegenüber dem Lernprozess löst.
Eine große Organisation organisierte ein Retreat, um neue Orientierung in einem feindlichen politischen Klima zu gewinnen. Viele Teilnehmer*innen hatten Angst vor der Zukunft. Und bis zu einem gewissen Grad auch Angst voreinander aufgrund des Dissens und der Gespaltenheit innerhalb der Organisation. Den Moderator*innen wurde klar, dass die Organisation keine Denkarbeit leisten konnte, wenn sie nicht über diese Ängste sprechen. Daher bauten sie in den ersten Abend des Treffens Sketche ein. Kleingruppen wurden gebeten, Sketche zu entwickeln, um die Großgruppe zu repräsentieren und damit etwas darzustellen, wovor sie Angst hatten. Während der Vorführung bebte der Raum vor Gelächter. Mit dem Lachen baute sich die Spannung ab und die Gruppe konnte sich dem Rest ihrer Arbeit zuwenden.
Andere Verwendungsmöglichkeiten für Sketche sind Gruppendiagnosen („Zeigt uns in eurem Sketch, welche Dynamiken und Konflikte es in dieser Gruppe unter der Oberfläche gibt.“) oder die Aufgabe, die Gruppe aus einer Phase der Mutlosigkeit zu befreien, indem kreative Taktiken entwickelt werden („Zeigt uns mit eurem Sketch die kreativste Protestaktion, die eure Bewegung ausprobieren könnte.“).
HINWEISE ZUR MODERATION: Geh davon aus, dass sich die Gruppe auf die Sketche einlässt, selbst wenn sie müde oder starrsinnig erscheint. Dein Glaube an sie ist der wichtigste Faktor. Gib ihnen nicht zu viel Zeit, die Sketche vorzubereiten. 10 Minuten reichen oft aus. Lasse die Gruppen freiwillig entscheiden, wer den Sketch vorführt, anstelle sie aufzurufen. Applaudiere als erste*r und steigere dadurch die Motivation. Halte die Auswertung in den meisten Fällen kurz; der Sinn eines Sketches besteht darin, die Aussagen sehr deutlich und offensichtlich zu machen. Hab Spaß und genieße das Gelächter, denn es verbessert den Lernerfolg.