Der komlette Divestment-Leitfaden

Willkommen bei der Fossil Free Bewegung! Die Divestment-Bewegung zum Abzug von Investitionen in fossile Brennstoffe verzeichnet weltweit einen starken Zuwachs an Unterstützer*innen. Erfolgreiche Kampagnen können verschiedenste Formen annehmen; wir haben jedoch festgestellt, dass viele einen ähnlichen Verlauf zeigen. Dieser Leitfaden wird Infomaterial und Anleitungen bereitstellen, damit du loslegen und deine eigene Divestment-Kampagne starten kannst. Außerdem wird er dir dabei helfen, sie so kraftvoll und effektiv wie möglich zu gestalten. Und vergiss nicht: Hier gibt es Menschen, die dir helfen, und hinter dir steht eine globale Bewegung, die dich anspornt.

Erster Schritt

Suche dir ein Ziel aus und stelle ein Team zusammen.

Wir alle haben Verbindungen zu Institutionen, die die Kohle-, Öl- und Gasindustrie nicht unterstützen sollten – sei es die Kirchengemeinde oder die Kommunalverwaltung. Es gibt also Hilfe undUnterstützung, um eine Kampagne an einer Institution in deiner Nähe zu starten.

 

Wie du dein Ziel aussuchst

Denkst du darüber nach, deine eigene Divestment-Kampagne zu starten? Das ist toll! Du kannst dir aussuchen, welche Institution deine Zielgruppe sein soll. Identifizierst du dich mit deiner Stadt, mit einer Kirchengemeinde oder mit deiner Universität? Bist du Anwalt/Anwältin, Arzt/Ärztin oder Journalist∗in und zahlst du monatlich Beiträge in eine Rentenversicherung deines Berufsstandes? Arbeitest du in einer Gesundheitseinrichtung und möchtest, dass diese ihre Gelder in einer für die Menschen und den Planeten zuträglichen Art und Weise investiert? Hast du Verbindungen zu weiteren institutionellen Investor∗innen und möchtest du, dass diese nicht in fossile Brennstoffe investieren?

Kommunalverwaltungen

Auf kommunaler Ebene werden Entscheidungen normalerweise im Stadtrat getroffen. Versuche, im Stadtrat Unterstützung zu finden, z. B. bei Vertreter∗innen der Grünen, und mach Divestment zu einem Thema, für das sich diese Leute einsetzen wollen. Nimm Kontakt zur städtischen Finanzverwaltung auf, um mehr über Investitionsstrategien auf kommunaler Ebene zu erfahren. Und mach Divestment zur Chefsache, indem du den Bürgermeister bzw. die Bürgermeisterin für dich gewinnst.

Universitäten

Möchtest du, dass deine Uni nicht mehr in fossile Brennstoffe investiert? Schau dich um, es gibt eine Menge Leute, die dich unterstützen können: Studenteninitiativen, die sich mit Wirtschaft und Nachhaltigkeit beschäftigen, der AStA sowie Studentenvertreter∗innen im Senat können dir helfen, mehr über Finanzstrukturen herauszufinden; vielleicht gibt es an deiner Uni sogar einen Umweltbeauftragten bzw. eine Umweltbeauftragte. Fang einfach an!

Religiöse Institutionen

In Deutschland sind die evangelische und katholische Kirche äußerst mächtige Institutionen, wenn es um Fragen der Moral geht, und dementsprechend sollten sie ihren Standpunkt hinsichtlich Investitionen in fossile Brennstoffe ändern. Andere religiöse Institutionen in Deutschland sind ebenfalls bedeutsame Interessenvertreter.

Gesundheitseinrichtungen

Nach Ansicht vieler Mediziner∗innen stellt der Klimawandel „die Herausforderung für das öffentliche Gesundheitswesen unserer Zeit” dar. Die British Medical Association und die Canadian Medical Association, die Ärztekammern Großbritanniens und Kanadas, haben sich bereits zum Divestment verpflichtet. Jetzt versuchen Berliner Ärzte und Ärztinnen, ihre Pensionskasse, die Berliner Ärzteversorgung, zu überzeugen, nicht mehr in fossile Brennstoffe zu investieren. Was kommt als Nächstes? Wir erwarten, dass sich die Versorgungswerke der Ärzteschaft in anderen Bundesländern ebenfalls zum Divestment entschließen. Die Bundesärztekammer wird ihre Investitionen aus Unternehmen der fossilen Energiegewinnung abziehen, wenn wir uns dafür einsetzen. Es gibt jede Menge zu tun.

Andere Institutionen

Treuhandgesellschaften und Stiftungen, Wohlfahrtsverbände und andere Organisationen verpflichten sich ebenfalls immer mehr zum Divestment. Divest Invest Europe, ein Zusammenschluss von Leitern verschiedener philanthropischer Institutionen in Europa, setzt sich in diesem Bereich schwerpunktmäßig für Divestment ein. Wenn du weitere Institutionen kennst, die ebenfalls als Investoren tätig sind, dann frag einfach nach, wie dort die Gelder angelegt werden.

Stelle ein Team zusammen

Es ist wichtig, dass du ein Team für deine Kampagne aufbaust, aber es ist in Ordnung, wenn du in kleinen Schritten damit anfängst. Bring Leute aus deinem Bekanntenkreis in Kontakt und frag bei Gruppen, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen, nach möglichen Interessenten.

https://youtu.be/2SIdxYba_ao

 

  1. Gehe zu Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit oder Klima, um deine Kampagne bekannt zu machen. Eventuell findest du eine bestehende Gruppe, die zu dem Thema arbeiten will. Sprich mit Anwesenden, sammle Email-Adressen und Kontaktdaten um in Kontakt zu bleiben.
  2. Informiere dein persönliches Netzwerk. Erzähle deinen Freund*innen, deiner Familie, warum du bei der Kampagne mitmachst und warum auch sie sich dafür interessieren könnten.
  3. Informiere dein berufliches Netzwerk. Sende eine einführende Email, die die Ziele der Kampagne darstellt und lade deine Kolleg*innen, etc. zu einem ersten Treffen ein.
  4. Veranstalte ein Treffen. Erinnere dein Netzwerk ein paar Tage bevor es losgeht und rufe die Leute an oder schreibe eine SMS an diejenigen, die zugesagt haben. Stelle eine Tagesordnung für das Treffen zusammen und mach die Ziele der Kampagne bei eurem Treffen klar. Gib jedem*r die Möglichkeit, Input zu geben, finde heraus, welche Kapazitäten die Leute mitbringen und fang an Rollen und erste Aufgaben zu verteilen. Habt Spaß und vereinbart ein nächstes Treffen.
  5. Kontakt halten. Vertrauen aufbauen. Bleibe zwischen dem ersten und zweiten Treffen in Kontakt mit deinem neuen Team. Frag wie es ihnen geht, biete Unterstützung für anstehende Aufgaben an und gib Anerkennung für ihre Arbeit. Vertrauen und Freundschaften aufzubauen hilft eurem Team weiter. Also versucht euch gegenseitig kennenzulernen und auch außerhalb von regulären Treffen etwas zu unternehmen.
  6. Kommunikation in der Gruppe. Interne Emaillisten, Facebook Gruppen, eine gemeinsame Dropbox oder Google-Drive Ordner können sehr hilfreich für eure interne Kommunikation sein.
  7. Regelmäßige, gut organisierte Treffen sind der Schlüssel zu eurem Erfolg.
  8. Organisiere Veranstaltungen. Filmvorführungen (Do The Math), Vorträge mit bekannten Referent*innen, Podiumsdiskussionen, Workshops etc. Menschen werden kommen und Interesse zeigen. Sammle ihre Kontaktdaten und lade sie zum nächsten Treffen ein.
  9. 1 zu 1 Treffen mit Menschen die Interesse zeigen. Triff dich mit interessierten Leuten auf einen Kaffee oder Tee. Lerne sie kennen und stelle Fragen:
  • Wie hast du von der Gruppe erfahren?
  • Was gefällt dir an der Gruppe oder Kampagne?
  • Bist du interessiert daran, dich aktiv einzubringen? Wie viel Zeit kannst du pro Woche/Monat erübrigen?
  • Kannst du zu bestimmten Zeiten an regelmäßigen Treffen/Aktivitäten teilnehmen?
  • Hast du irgendwelche Fähigkeiten, die du gut in die Gruppe einbringen könntest? Je diverser die Fähigkeiten in deinem Team, desto besser. (Social Media, Computer, Finanzen, Presse, Koordination, öffentlich sprechen, …)
  • Interessierst du dich für bestimmte Bereiche der Kampagne, die du weiterentwickeln willst.
  • Aber versuche auch, die Leute persönlich kennenzulernen. Schau, was ihre Motivation ist und was sie wirklich bewegt.

 

Zweiter Schritt

Starte eine Petition und plane deine Kampagne.

Eine Petition zu starten ist eine tolle Gelegenheit, die Divestment-Fahne zu hissen und etwas zu bewegen. Die Planung von Ressourcen wird dir dabei helfen, Schlüsselaktionen und weitere Schritte zu durchdenken und deine Energie zielgerichtet einzusetzen.

Starte eine Petition

Auf der Internetseite gibt es ein kostenloses Tool, mit dessen Hilfe du auf der Divestment-Landkarte erscheinst und andere dich finden können.

Petitionen sind ein sehr nützliches Mittel, um zu zeigen, dass deine Kapagne breite Unterstützung genießt. Sie ermöglichen, dass deine Fahne auf der Divestment-Landkarte weht und helfen dir dabei, deine Kampagne aufzubauen.

Mit dem Fossil Free Petitions-Tool kannst du deine eigene Petition einrichten, die dann für alle sichtbar auf der Kampagnen-Landkarte erscheint.

Das Petitions-Tool ist einfach anzuwenden, du kannst damit Emails versenden und mit den Leuten auf der Liste in Kontakt bleiben, um sie über Veranstaltungen, Aktionen und den Fortschritt der Kampagne auf dem Laufenden zu halten.

Denke daran: Das Lancieren einer Kampagne (durch eine Petition, eine Veranstaltung oder eine Aktion) kann ein Medienereignis sein und einen Augenblick mit weitreichender Wirkung darstellen. (Wie beispielsweise dieser großartige lokale Pressebericht von Fossil Free Southwark).

Planung deiner Kampagne

Zu Beginn kann ein wenig Überlegung und Recherche dabei helfen, wichtige Verbündete sowie Mittel und Wege zu finden und der Kampagne eine Zielrichtung geben. Wenn du weitermachst und sich die Kampagne entwickelt, solltest du deine Strategie und Planung jedoch neu überdenken und überarbeiten – pass auf, dass du dich am Anfang nicht zu sehr verzettelst.

Um dir eine Strategie zu überlegen, solltest du folgende Fragen stellen: Was wollen wir erreichen, wer kann das erreichen und welche Aktionen und Verbündeten brauchen wir dafür? Beim Aufstellen eines Plans für die Kampagne geht es v. a. darum, welche Aktionen du zuerst durchführst, was danach kommt und wie du es machst.

Top-Tipps:

    • Wie sieht Erfolg aus? Sprich mit deinem Team darüber und überlegt euch einen gemeinsamen Erfolgsbegriff.
    • Wer kann das bewirken? Du wirst etwas recherchieren müssen, um die Entscheidungsträger∗innen deiner Institution zu finden. Auf diesem „Bullseye”-Formular kannst du sie und ihre wichtigsten Ratgeber herausarbeiten.
    • Wer beeinflusst sie? Es ist wirklich hilfreich, alle Gruppen und Organisationen in ein Power Mapping-Diagramm einzutragen, um zu sehen, wer deine Verbündeten sein könnten und mit wem du zusammenarbeiten solltest.
    • Welche Aktionen solltest du durchführen? Du benötigst Taktiken und Aktivitäten, die du in den verschiedenen Stadien der Kampagne einsetzt. Beispiele dafür sind weiter hinten im Leitfaden aufgeführt und hier findest du weitere Überlegungen zum Thema Taktik.
    • Wann? Das Timing ist wichtig und ein Kampagnen-Kalender, in dem entscheidende lokale und allgemeine Veranstaltungen der Bewegung aufgeführt sind, ist immer nützlich für die zukünftige Planung und um die Bewegung in Schwung zu halten.
    • Und das alles zusammenbringen!? Du musst dich dann entscheiden, was du zuerst tun willst und wie. Es kann hilfreich sein, wichtige Faktoren herauszuarbeiten – was du bereits hast und was du noch brauchst.

Vielleicht möchtest du dich intensiver mit Strategie und Planung befassen? The Change Agency unterstützt dich dabei mit einer Fülle an Ressourcen und Hilfsmitteln.

 

Und die Investitionen?

Oft stellt sich gleich zu Beginn die Frage hinsichtlich des genauen Geldbetrages, den eine Institution in fossile Brennstoffe investiert hat. Wenn es um Geld geht, verweigern sich Institutionen oft in Bezug auf Transparenz. In den meisten deutschen Bundesländern gibt es ein Gesetz, das es dir ermöglicht, offizielle Informationsfreiheitsanfragen einzureichen. Hier findest du ein Musteranschreiben. Wenn es dieses Gesetz in deinem Bundesland nicht gibt, kannst du öffentlich Nachforschungen betreiben. Bei einer Kampagne auf kommunaler Ebene kann ein hilfsbereiter Politiker im Stadtrat eine Informationanfrage einreichen, an einer Universität können dir Student*innen im Senat weiterhelfen und in anderen Institutionen hilft es vielleicht, wenn man einfach nur freundlich nachfragt.

Pass allerdings auf, dass du dich während deiner Nachforschungen nicht verzettelst. Wichtig ist: Bei den Investitionen in fossile Brennstoffe musst du nicht die genauen Zahlen kennen. Es kommt vor allem darauf an, eine öffentliche Diskussion in Gang zu bringen. Wenn die Institution bisher noch keine aktive Entscheidung getroffen hat, ihre Gelder aus fossilen Brennstoffen abzuziehen, dann kannst du ziemlich sicher sein, dass sie in diesen Bereich investiert. Du kannst also gleich eine Petition starten, ohne die finanziellen Details zu kennen. So hat es die Gruppe Fossil Free Münster gemacht. Weil ihre Mitglieder an die Öffentlichkeit gingen und weiterhin Druck aufbauten, sind sie im Verlauf ihrer Kampagne an Informationen gekommen.

 

Dritter Schritt

Werde aktiv und stärke deinen Einfluss

Öffentliche Unterstützung ist wichtig! Hier erhälst du weitere Anregungen, wie du dir in deiner Stadt oder Kommune Unterstützung aufbaust und diese der Öffentlichkeit präsentierst.

Öffentliche Unterstützung und Engagement sind wichtige Bestandteile der Kampagne.

Je mehr du deine Kampagne in der Öffentlichkeit bekannt machst, desto erfolgreicher können wir die Kohle-, Öl- und Gasindustrie infrage stellen und Klimaschutzmaßnahmen vorantreiben.

 

Unterstützung durch wichtige Organisationen und Personen

Eine Petition ist eine sinnvolle Möglichkeit, den Rückhalt in der Öffentlichkeit zu demonstrieren. Ebenso wichtig ist es, die Unterstützung der Kampagne durch wichtige Personen, Organisationen oder Gruppen zu verdeutlichen, indem diese gebeten werden, die Petition oder einen offenen Brief zu unterschreiben oder einen Kommentar oder eine Stellungnahme abzugeben. Gruppen an Universitäten bemühen sich darum, Wissenschaftler∗innen und ehemalige Student∗innen für ihr Anliegen zu gewinnen und auch Kampagnen im kommunalen Bereich arbeiten mit ortsansässigen Unternehmen, Gewerkschaften und anderen „führenden Gemeinschaftsmitgliedern” zusammen.

Diversität, ungewöhnliche Meinungen und Schlüsselelemente können dir helfen, Unterstützung für deine Kampagne aufzubauen.  So geht’s …

 

Öffentliche Veranstaltungen und Aktionen

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, das Profil der Kampagne zu schärfen und immer wieder neue Mitstreiter∗innen zu gewinnen, beispielsweise:

  • Filmvorführungen und Vortragsveranstaltungen („Do the Math” ist ein großartiger und inspirierender Film, in dem es um Maßnahmen gegen den Klimawandel geht)
  • Vorträge vor ausgewähltem Zielpublikum
  • Partys, Gigs, Fundraising-Aktionen und Social Events
  • Kundgebungen und Demonstrationen
  • Stände und Redezeiten bei lokalen Veranstaltungen
  • Aufsehenerregende Aktionen, z. B. Anbringen von Transparenten und kreative Aktivitäten (schau im kreativen Aktionshandbuch nach, um Anregungen zu finden); hier gibt es noch jede Menge weiterer Ideen)

Sorge dafür, dass du die Kontaktdaten aller Personen aufnimmst, die dir beim Aufbau der Kampagne helfen können. Du solltest immer einen Anmeldebogen dabeihaben! Und schicke immer eine Follow-Up E-Mail, um dich zu bedanken.

 

Aufbau deiner Präsenz in den sozialen Medien und im Internet

Soziale Medien wie Facebook und Twitter sind eine tolle Möglichkeit, um Nachrichten zu übermitteln. Verbinde dich mit der Bewegung und anderen – Gruppen, Organisationen und einzelnen Personen – in deiner Gegend.

Hier geht’s zum Social Media-Leitfaden

 

Arbeit mit den Medien

Die Arbeit mit den Medien zur Veröffentlichung deiner Geschichten und Botschaften ist nützlich, um öffentliche Unterstützung zu gewinnen und Überzeugungsarbeit bei Entscheidungsträger*innen zu leisten. Lokale Zeitungen haben im Vergleich zu überregionalen häufig eine größere Leserschaft und genießen größeres Vertrauen. Lokalradio und -fernsehen sind ebenfalls sehr wertvolle Hilfsmittel.

Top-Tipps:

  • Beziehungen zu Journalist*innen sind wichtig; merke dir also, mit wem du gesprochen hast und stelle auch weiterhin regionale Listen auf (setz dich mit uns in Verbindung, wenn du dabei Hilfe benötigst).
  • Wie soll die Geschichte aussehen? Mach dir Gedanken darüber, warum ein*e Journalist*in an der Veröffentlichung deiner Nachricht interessiert sein könnte – hier gibt es ein paar nützliche Tipps dazu, was eine gute Geschichte ausmacht..
  • Leserbriefe sind eine weitere Möglichkeit, um deine Botschaft noch detaillierter zu vermitteln.
  • Bilder sind wichtig und erhöhen vielleicht die Wahrscheinlichkeit, dass deine Geschichte veröffentlicht wird.
  • Wenn du möchtest, dass ein∗e Journalist∗in über ein Event berichtet, dann informiere sie bzw. ihn darüber im Voraus mit einer  „Presseeinladung” oder „Tagebuchnotiz” (Vorlage: hier) und fasse, wenn möglich, immer nochmal in einem Telefongespräch nach. Frag höflich nach, ob sie die Presseeinladung erhalten haben und ermutige sie, zu kommen. Wenn du möchtest, dass Fotos gemacht werden sollen, dann informiere die Bildredaktion auf die gleiche Art und Weise.
  • Eine Pressemitteilung bringt die Story rüber (Vorlage: hier) und sollte sachlich und nüchtern über das Geschehen berichten; Stellungnahmen und Zitate von dir („unserer Meinung nach ist es ganz wichtig, dass …”) verleihen dem Ganzen Farbe.
  • Bereite dich auf Interviews vor, indem du dir klar darüber wirst, was der Schwerpunkt deiner Botschaft ist, und überleg dir auch, welche schwierigen Fragen man dir stellen könnte. Dann solltest du viel vor dem Spiegel üben.
  • Teile die Berichterstattung über dich in den Medien mit Unterstützer*innen und dem Netzwerk.

Hier geht’s zum DE Media Kit

Vierter Schritt

Verpflichte deine Entscheidungsträger∗innen

Du kannst nicht gewinnen, solange du deine Entscheidungsträger∗innen nicht überzeugt hast. Wie schaffst du es, dass sie immer wieder auf dich aufmerksam werden? Es gibt Argumente und Ressourcen, die dir hierbei helfen können.

Wer nicht fragt, bekommt auch keine Antwort – also musst du regelmäßig nachfragen.

Vielleicht hat dir die Planungsphase geholfen, die wichtigen Entscheidungsträger∗innen zu identifizieren und sowohl den Prozess der Entscheidungsfindung als auch deine Einflussmöglichkeiten darauf besser zu verstehen.

Es gibt starke moralische und finanzielle Argumente für Divestment; weitere Informationen dazu findest du unter dem Stichwort Argumente für Divestment.‘.

Was fordern wir also?

Die Fossil Free Kampagne appelliert an Organisationen, sich zu Folgendem zu verpflichten:

  1. Jegliche neuen Investitionen in die „Top 200“ der börsennotierten Unternehmen der fossilen Brennstoffindustrie mit sofortiger Wirkung einzufrieren.
  2. Eigene Anteile an direkten und indirekten Investments innerhalb der nächsten 5 Jahre abzuziehen, d.h. zu deinvestieren. Dazu gehören Aktien, Mischfonds, Unternehmensanleihen und sonstiges Kapital, das fossile Brennstoffe beinhaltet.

Diese „Top 200“-Unternehmen (die im Rahmen des Carbon Underground 200 Projektes von Fossil Free Indexes indentifiziert wurden) stellen die große Mehrheit der Unternehmen der Kohle-, Öl- und Gasindustrie dar und dienten uns zur Festlegung der Ausschlusskriterien hinsichtlich der Investitionen. Da viele dieser Investitionen recht kompliziert angelegt sind oder vertraglich festgelegte Laufzeiten haben, wurde ein Zeitraum von 5 Jahren als praktikable und in finanzieller Hinsicht vernünftige Frist gesetzt, auf die die Unternehmen hinarbeiten können.

Top-Tipps

 

  • Es gibt Menschen, die auf deiner Seite sind – entscheidend ist, dass du sie frühzeitig erkennst und mit ihnen zusammenarbeitest.

 

  • Häufig haben sich die Institutionen, mit denen du kooperierst, bereits zu Maßnahmen gegen den Klimawandel verpflichtet. Es ist sinnvoll, wenn du in deiner Korrespondenz noch einmal darauf hinweist. Je schlagkräftiger du diesen Punkt als Argument bei deinen Institutionen einsetzen kannst, desto besser.
  • Vielleicht wirst du deine Argumente genau auf deine*n jeweiligen Gesprächspartner*in abstimmen müssen. Manche Menschen sprechen eher auf moralische Gründe an, andere auf finanzielle.
  • Du musst kein*e Finanzexperte*in sein (es gibt Menschen und Ressourcen, die dir diesbezüglich helfen können!), und es ist nicht deine Aufgabe, finanzielle Beratung zu leisten. In diesem Glossar werden die wichtigsten Fachbegriffe aus dem Bereich Finanzen erläutert.
  • Hinterzimmer-Verhandlungen funktionieren am besten, wenn du eine lautstarke, öffentliche Divestment-Kampagne und die Unterstützung der Öffentlichkeit hinter dir hast; pass also auf, dass du dich nicht zu sehr in Verhandlungen festfährst.

 

 

 

Wie man Divestment auf die Tagesordnung bekommt:

 

  • Indem du dich mit einzelnen Entscheidungsträger*innen triffst, um sie auf unsere Seite zu bringen – Verbündete zu finden und mit ihnen zusammenzuarbeiten ist unheimlich wichtig (insbesondere, weil sie diejenigen sind, die die Themen der Tagesordnung bestimmen).

 

  • Indem du sogenannte „Influencer” bittest, in deinem Namen auf die Entscheidungsträger*innen einzuwirken.
  • Indem du an öffentlichen Sitzungen mit den Entscheidungsträger*innen teilnimmst und Fragen stellst.

 

 

Du bekommst vielleicht nicht sofort eine positive Antwort … aber bleib dran! Es gibt eine Menge Leute, die sich in der gleichen Situation befinden und mit denen du dich austauschen kannst.

 

Fünfter Schritt

Erhöhe den Druck! Meistens wirst du richtig Druck machen müssen, um ein Ziel zu erreichen, und irgendwann ist es vielleicht zweckmäßig, die Kapagne zu verschärfen. Hier sind einige Anregungen und Hilfestellungen.

 

Erhöhe den Druck

Divestment zu erreichen, ist nicht immer einfach, und an einem bestimmten Punkt musst du deine Kampagne vielleicht verschärfen, um den Druck auf die Entscheidungsträger∗innen zu erhöhen. An Universitäten überall auf der Welt sind bereits taktische Maßnahmen zur direkten Aktion wirkungsvoll eingesetzt worden, insbesondere bei Events wie der Harvard Heat Week und der Eskalation an der Universität von Edinburgh, wo eine Kehrtwende im Entscheidungsprozess bewirkt wurde.

Bei der  Ruckus Society findest du tolles Material und Ideen für Aktionen, und der „Taktik-Stern”, eine Abbildung in ihrem Action Strategy Guide , ist sehr nützlich.

Es kann vielleicht wichtig sein, dass du deine Rechte kennst. Die Rote Hilfe und das Rechtshilfebüro sind unheimlich gute Quellen, wenn es um rechtliche Unterstützung für Graswurzelaktivist∗innen in Deutschland geht.

Hier geht’s zur Aktionsplanungs-Checkliste

 

Daran solltest du denken:

Bei der Planung einer Aktion (und nachdem du genug Werbung gemacht hast, damit die Leute kommen) ist es sinnvoll, an diesem Tag bestimmte Aufgaben bzw. Funktionen zu verteilen:

 

  • Scouts – um vor Beginn der Aktion die Lage zu sondieren und dir Rückmeldung zu geben.

 

  • Medien – ein*e Sprecher*in, die bzw. der auf Gespräche mit der Presse vorbereitet ist und jemand „außerhalb”, der sofort nach Abschluss der Aktion eine Pressemitteilung verschicken und Anfragen der Medien weiterleiten kann.
  • Soziale Medien – Leute, die sowohl vor Ort als auch „außerhalb” ständig Updates von der Aktion verfassen und dafür sorgen, dass diese überall verbreitet werden.
  • Dokumentation – Leute, die Fotos und Videoaufnahmen machen und diese bei Bedarf schnell hochladen und verschicken können.
  • Einbindung der Öffentlichkeit – Leute, die dafür sorgen, dass die Öffentlichkeit über Sinn und Zweck der Aktion Bescheid weiß, und die Flyer bzw. Infomaterial verteilen.
  • Willkommen!  – Aktionen sind eine tolle Gelegenheit, neue Mitstreiter*innen für deine Gruppe zu bekommen. Sorge dafür, dass du Anmeldeformulare dabei hast und die Daten der Beteiligten aufnimmst.
  • Kontakt zum Sicherheitsdienst/zur Polizei – jemand, der anwesende Sicherheitskräfte über das Geschehen informiert und ihnen versichert, dass alles in Ordnung ist. Sei dabei so vage wie möglich und gib keine personenbezogenen Daten preis.
  • Kontakt zu Mitarbeitern – falls Arbeitnehmer*innen in irgendeiner Weise gestört werden, ist es wichtig, dass ihnen jemand erklärt, was los ist, dass sie vollkommen sicher sind und dass der Protest nicht auf sie abzielt.
  • „Stimmungswächter” – jemand, der dafür sorgt, dass es allen gut geht und die Stimmung bestens bleibt!

 

 

 

Sechster Schritt

Bleib in Kontakt! Im ganzen Land (und weltweit) gibt es Menschen, die sich für dieselbe Sache engagieren; deshalb ist es gut, in Kontakt zu bleiben und Geschichten und bewährte Methoden mit anderen zu teilen.

 

Bleib in Kontakt

Vergewissere dich, dass du in der Mailingliste und bei Fossil Free DE Facebook, Twitter und dem Blog-Updates Feed registriert bist, um dich über kommende Events und Divestment-Erfolge auf dem Laufenden zu halten, und teile alle deine Vorhaben mit uns. Verwende #divest, damit andere dich leicht finden können.

Außerdem haben wir eine interne Facebook-Gruppe, eine interne E-Mail-Liste und führen regelmäßige Skype-Gespräche mit dem gesamten FFDE-Netzwerk. Du möchtest mitmachen? Dann schreib an tine(at)350.org

 

Siebter Schritt

Sei erfolgreich!

Hurra! Letztendlich werden wir unser Ziel erreichen und dann ist es an der Zeit, zu feiern! Die Kraft der Divestment-Kampagne liegt in ihrer öffentlichen Botschaft, deshalb sollten alle Erfolge (auch wenn sie nur ein Sprungbrett für den eigentlichen Erfolg sind) so aufsehenerregend wie möglich verbreitet und bejubelt werden.

Vielleicht weißt du schon im Voraus, wann eine Entscheidung und ein potentieller Erfolg anstehen. Vergewissere dich deshalb, dass du bereits vorab so viel Material wie möglich zusammengestellt hast. Einige Schritte, die du bedenken solltest:

  • Informiere das Team von 350.org (oder andere relevante Personen) und Netzwerke über anstehende wichtige Entscheidungen (auch wenn deren Ausgang noch ungewiss ist), damit alle in Bereitschaft sind, das Ergebnis zu verbreiten.
  • Halte eine Pressemitteilung mit Zitaten lokaler Sprecher*innen und Entscheidungsträger*innen bereit. Es wäre super, wenn du veranlassen könntest, dass ein Foto gemacht wird (so wie dieses hier, das Divest London anlässlich der Wahl der London Assembly organisiert hatte). Am besten ist es, wenn du hinsichtlich der Veröffentlichung von Fotos mit der Presseabteilung der Institution zusammenarbeitest. Wenn du auf eine Entscheidung wartest, kann es nützlich sein, mehrere Pressemitteilungen für unterschiedliche Ergebnisse vorbereitet zu haben, damit du dann schnell reagieren kannst! Beispiele findest du auf der Internetseite Fossil Free DE Presse..
  • Einen Blogbeitrag und Social Media Memes solltest du auch zu Veröffentlichung vorbereitet haben!