Ungewöhnliche Bündnisse. Ein Favorit des Journalismus sind ungleiche Paarungen: Menschen, die man nicht zusammen erwartet oder die sich normalerweise nicht zusammentun, zum Beispiel politische Gegner*innen, religiöse Oberhäupter und Führungskräfte aus der Wirtschaft, Veteranen und Studierende, die aktiv werden. Versucht daher, euch mit einer lokalen Gewerkschaft, einer religiösen Organisation, einer Sportlerin oder einem Künstler zusammenzutun: Jedes neue Bündnis kann zu einer guten Story werden.
Beispiel: Miners against coal: the pit where former Welsh miners are protesting alongside climate change activists [Bergleute gegen Kohle: Die Kohlegrube, bei der ehemalige Bergarbeiter*innen aus Wales und Klimaschützer*innen gemeinsam protestieren] https://www.newstatesman.com/politics/energy/2016/05/miners-against-coal-pit-where-former-welsh-miners-are-protesting-alongside
Behaltet die aktuellen Ereignisse im Auge und findet Anknüpfungspunkte für eure Botschaften. Hat sich eure Abgeordnete in letzter Zeit in den Nachrichten über den Klimawandel oder saubere Energiegewinnung geäußert? War eure Gemeinde unlängst von verstärkter Umweltverschmutzung, einer Ölkatastrophe oder einem klimabedingten Wetterereignis betroffen? Findet demnächst eine internationale Klimakonferenz statt? Nutzt diese Chance, euch an die Presse zu wenden, und stellt eure Aktion in einen Zusammenhang mit dem, worüber die Presse bereits berichtet.
Beispiel: India should do with energy what it did with telecom [Indien sollte im Energiebereich das Gleiche tun wie bei der Telekommunikation] https://www.livemint.com/Politics/jIgCFmmBfBr4OYwKLTuzoN/India-should-do-with-energy-what-it-did-with-telecom-Bill-M.html
In Bildern denken. Das Thema „Klimawandel“ ist nicht leicht zu vermitteln – den meisten Menschen ist es zu abstrakt und die Auswirkungen zeigen sich langsamer als bei einer typischen Katastrophe. Aus diesem Grund können Aktionen, die den Klimawandel ins Bild setzen, Menschen und Medien stark ansprechen.
Beispiel aus dem Libanon: Seawater Level Caution Tapes Warn About Climate Change [Meeresspiegel-Warnbänder warnen vor dem Klimawandel] [Das Band zeigte das Niveau, auf das der Meeresspiegel durch den Klimawandel ansteigen könnte] https://www.indyact.org/ContentRecordDetails.aspx?id=86#sthash.amXnQRZo.dpuf
Bedient euch der richtigen Botschafter*innen. Es reicht nicht aus, nur eine gute Botschaft zu haben. Ebenso wichtig sind die richtigen Botschafter*innen für eure Zielgruppe. Auf junge Menschen kann ein beliebter Musiker oder eine Sportlerin großen Einfluss ausüben. Entscheider*innen oder Politiker*innen hingegen sind vielleicht zugänglicher, wenn die Botschaft durch Fachleute oder Anwohner*innen vermittelt wird.
Beispiele aus Südafrika und Großbritannien: African Catholic Groups Call on Pope Francis to Support Divestment From Fossil Fuels Movement [Afrikanische Katholiken bitten Papst Franziskus, die Divestment-Bewegung zu unterstützen] https://ecowatch.com/2015/12/13/pope-francis-divest-fossil-fuels/ oder Oxbridge academics call for ‚morally sound‘ university investments [Oxbridge-Wissenschaftler*innen fordern „moralisch unbedenkliche“ Investitionen ihrer Universitäten] https://www.theguardian.com/environment/2016/feb/02/oxbridge-academics-call-for-morally-sound-university-investments
Sucht euch lokale Botschafter*innen. Sollen Abgeordnete angesprochen werden, wollen sie oft die Meinung ihrer Wähler*innen wissen. Deshalb haben Wortführer*innen aus dem unmittelbaren sozialen Umfeld, wie Kleinunternehmer*innen, Mütter oder Lehrkräfte, oftmals großen Einfluss. Von ganz normalen Menschen, die sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen, kann eine starke Botschaft ausgehen – und Medien, vor allem Lokalzeitungen, berichten gern über lokale Botschafter*innen.
Beispiele aus Brasilien: Diocese de Paranavaí pede apoio da Câmara para conter o fracking [Diözese Paranavaí bittet den Gemeinderat, Fracking zu verbieten] https://www.diariodonoroeste.com.br/noticia/paranavai/local/81259-diocese-de-paranavai-pede-apoio-da-camara-para-conter-o-fracking oder Momentum Continues to Grow in the Opposition to Fracking: More Than 70 Brazilian Cities Approve Fracking Bans [Wachsender Widerstand gegen Fracking: Über 70 brasilianische Städte beschließen Fracking-Verbot] https://www.commondreams.org/newswire/2016/08/29/momentum-continues-grow-opposition-fracking-more-70-brazilian-cities-approve
Macht es zum Ersten, Größten oder Einzigen. Die Medien suchen immer etwas Frisches, Neues. Das ist ein Ansatzpunkt, mit eurer Aktion aufzutrumpfen. Ist es die „erste interreligiöse Kundgebung in der Gegend gegen die Erderwärmung“? Ist es „die größte Demo in Kairo seit 10 Jahren“? Es ist aber ungemein wichtig, keine falschen Behauptungen aufzustellen, damit ihr glaubwürdig bleibt (ihr könntet schreiben: „Vielleicht die größte …“ und „Eine der ersten …“, wenn ihr sicher seid, dass das stimmt).
Beispiel: ‚Largest-ever‘ climate-change march rolls through New York City [„Bislang größte” Klimademo zieht durch New York City] https://www.usatoday.com/story/news/nation/2014/09/21/nyc-climate-change-march/16008009/
David gegen Goliath. In vielen Kulturen gibt es Geschichten über einen Helden, der gegen alle Widrigkeiten siegt. Das könnt ihr euch bei der Planung eurer Aktion zunutze machen oder auch, indem ihr hervorhebt, wie stark unsere Gegner sind.
Beispiel: Pacific Islanders blockade Newcastle coal port to protest rising sea levels [Bewohner*innen von Pazifikinseln blockieren Kohlehafen im australischen Newcastle, um gegen den Anstieg des Meeresspiegels zu demonstrieren] https://www.theguardian.com/environment/2014/oct/17/pacific-islanders-blockade-newcastle-coal-port-to-protest-rising-sea-levels
Aktionslogik. Aktionslogik bedeutet, dass die Gründe für die Aktion leicht verständlich sind, auch wenn man nichts über das Thema weiß. Logische Aktionen leuchten unmittelbar ein, auch ohne viel Hintergrundwissen und ohne dass alle sofort eurer Meinung sind.
Beispiel aus Deutschland, wo Aktivistinnen und Aktivisten einen der größten Braunkohletagebaue stillgelegt haben: Streit über Großdemonstration der Klimaschützer https://www.ardmediathek.de/tv/KLARTEXT/Streit-%C3%BCber-Gro%C3%9Fdemonstration-der-Klimas/rbb-Fernsehen/Video?bcastId=3913652&documentId=35434422
Bilder sagen mehr als tausend Worte. Bilder sind bei Veranstaltungen oft genauso wichtig wie eure Redner*innen. Ein Aktionsfoto, das nach eurer Veranstaltung in den Medien und vor Ort verbreitet werden kann, ist ein wichtiges strategisches Instrument (Taking Quality Photographs). Hier ein paar Tipps dazu:
- Planung: Denkt bei der Auswahl eines Bildes, das im Gedächtnis bleiben soll, an eure Botschaften und Ziele. Plant die Fotos schon vor der Veranstaltung und überlegt euch, welche Requisiten und Schilder nützlich sein können, um eure Geschichte zu erzählen, und wie ihr einen Eindruck von der Teilnehmerzahl vermitteln könnt.
- Beauftragt einen Fotografen oder eine Fotografin: Das kann eine professionelle Fotografin, ein Freiwilliger oder eine Freundin sein – Hauptsache, die Person ist zuverlässig und kann gute Fotos machen.
- Setzt es auf die Tagesordnung: Plant einen festen Zeitpunkt ein, zu dem sich alle für ein Foto versammeln. Es gibt nichts Schlimmeres als festzustellen, dass alle schon nach Hause gegangen sind, bevor ihr ein Erinnerungsfoto machen konntet.
Beispiel: Fotoessay von der Klimademo während der COP20 https://350.org/photos-largest-climate-march-in-the-history-of-latin-america/ oder Break-Free-Fotoessay https://www.theguardian.com/global-development-professionals-network/gallery/2016/may/21/breakfree-fossil-fuel-protest-young-people-around-the-world-in-pictures