Die ideale Gemeinde

Diese interaktive Bewegungsaktivität gibt den Teilnehmer*innen die Möglichkeit, Erfahrungen mit gewaltfreien Aktionen zu sammeln. Sie kann Gruppen durch gemeinsam gesammelte Erfahrungen zusammenschweißen, ist eine großartige Herausforderung für Gruppen, macht Spaß und liefert immer viel Stoff, um Strategien, direkte Aktionen und sozialen Wandel zu reflektieren.

Dauer: 30-60 Minuten Gruppengröße: 15-50+ Leute

Was ihr braucht

  • Viel Kreide / Marker
  • Große Papierbögen
  • Kleidung zum Umziehen (z. B. Anzug oder Krawatte)
  • Zwei (oder mehr) Moderator*innen

 

So funktioniert es

Sag der Gruppe, dass dies ihre Chance ist, eine ideale Gemeinde zu gründen. Zuerst wird die Gruppe denken, dass es v. a. darum geht, sich eine Vision zu überlegen. Teile die Teilnehmenden in Kleingruppen (5-8 Personen pro Gruppe) und gib jeder Kleingruppe ein großes Blatt Papier, das sie auf den Boden legen. (Ihr könnt das auch an Tischen machen, aber ihr müsst – aus Sicherheitsgründen – die Stühle vor der Phase des „Zerreißens“ wegnehmen.)

Frage die Gruppe: „Wie soll eurer Meinung nach eine ideale Gemeinde oder ein ideales Dorf aussehen?“ Wenn die Leute anfangen, Beispiele zu benennen, gib ihnen Stifte und ermutige sie, ihre Ideen auf das Blatt zu ihren Füßen zu schreiben oder zu zeichnen. Kündige an, dass sie dafür zehn Minuten Zeit haben. Erinnere sie zwischendurch an die verbleibende Zeit, z. B. „Ihr habt jetzt noch fünf Minuten“ oder „Ihr habt jetzt noch zwei Minuten“, usw.

Bitte die Kleingruppen nach zehn Minuten, herumzugehen, um sich die Poster der anderen Gruppen anzusehen und ihnen ihre eigene Gemeinde zu erklären. Dann bitte die Teilnehmer*innen, für eine Minute zu ihren eigenen Postern zurückzukehren und ihre Gemeinde-Vision zu ergänzen. Wenn die Minute vorbei ist, sammelst du die Stifte wieder ein. Damit diese Übung funktioniert, ist es wichtig, dass sich jede Gruppe mit der Gemeinde identifiziert, die sie geschaffen hat.

Nachdem ihr die Marker eingesammelt habt, stellst du dich als Leiter eines Energieunternehmens vor, das fossile Rohstoffe verwendet. (Fühl dich frei, deine Rolle an die jeweilige Situation vor Ort anzupassen. Bei einer erfahreneren Gruppe könntest du die Herausforderung schwieriger oder komplexer gestalten, z. B. indem du jemanden wählst, der Geld in eine Firma investiert, die behauptet, ökologische Kriterien zu berücksichtigen.)

Gehe an den Postern vorbei, während du der Gruppe etwas über deine Firma erzählst. Tritt nach etwa einer Minute in Aktion und reiße Stückchen Papier ab – für deine Fabrik, Anlage, Einkaufszentrum oder was auch immer. Du kannst auch einen Marker benutzen, um etwas auf einem der Poster zu ergänzen – zum Beispiel, um eine Ölraffinerie hinzuzufügen. (Achte aber darauf, die Teilnehmer*innen nicht mit dem Marker zu bemalen.)

Reiß weiter kleine Stücke von den Postern ab und sprich dabei über die Vorteile von Entwicklung usw. Es ist entscheidend, dass du die Stückchen so langsam abtrennst, dass die Gruppen nicht zu demotiviert sind und aufgeben. Sie brauchen Zeit um zu verstehen, was passiert und wie sie sich gegen dich organisieren können.

Gruppen mit erfahreneren Aktivist*innen können damit umgehen, wenn die Stücke etwas schneller abgetrennt werden. Bei „Anfänger*innen“ musst du wirklich sehr langsam vorgehen. Du willst keine Verzweiflung auslösen. Du willst auch nicht „gewinnen“. Trenne so lange kleine Stückchen ab, bis sich die Gruppe so gegen dich organisiert hat, dass sie gewaltfreie Aktionen angewendet hat. Gruppen setzen dies auf verschiedene Weise um: Sie legen sich auf das Poster, sie versuchen, mit dir zu reden, sie verstecken das Poster, sie versperren dir physisch den Weg, setzen sich auf das Poster usw. Lass ihren Widerstand solange zu, bis es für dich wirklich schwierig oder unmöglich ist, weiterzumachen.

Idealerweise machen sie hier eine positive Widerstandserfahrung, aber wenn die Gruppe sich schlicht nicht organisieren kann, beende das Spiel, werte mit der Gruppe aus, was sie hätte tun können, und versuche es ein zweites Mal.

 

Auswertung: Reflektiert, was passiert ist

Ermutige die Teilnehmer*innen, ihre Gefühle mit den anderen zu teilen. Sorge dafür, dass unterschiedliche Gefühle genannt werden (einschließlich Ärger, Enttäuschung und Misstrauen). Beziehe vielseitige Äußerungen und Perspektiven dazu ein, was passiert ist. Frage, wann sie misstrauisch wurden und was sie dann taten. Sorge dafür, dass sie ihrem Ärger und ihrer Frustration Ausdruck verleihen.

(Tipp: Einige Trainer*innen verkleiden sich – zum Beispiel mit einer Krawatte oder einem Hut – um anzudeuten, dass sie eine Rolle spielen. In dieser Phase legen sie das Kostüm wieder ab.)

Manchmal ist diese Übung sehr intensiv. Macht eine kurze Pause, falls nötig.

 

Auswertung: Und dann?

Teile die Gruppe in Kleingruppen von vier Personen ein, um mindestens vier Punkte herauszuarbeiten, mit denen sie beim Widerstand Erfolg hatten. Bitte sie, mindestens drei Herausforderungen zu finden, die es ihnen erschwerten Einigkeit und Stärke herzustellen, sowie drei Aspekte, die ihnen dabei halfen. Schreibe sie auf.

(Du kannst diese Fragen natürlich ändern, falls du ihnen andere Ziele vermitteln möchtest.)

Das ist ein guter Zeitpunkt, um Geschichten aus dem echten Leben darüber zu erzählen, wie Menschen Kampagnen genutzt haben, um Widerstand zu leisten, oder um von anderen Kampagnen von 350.org gegen die Kohle-, Öl- und Gasindustrie zu erzählen.

 

Auswertung in Kleingruppen: Was können wir tun?

Gib den gleichen Vierergruppen fünf Minuten Zeit, um mindestens fünf Lehren zusammenzutragen, die sie für ihre Gruppen und Arbeit im „echten Leben“ mitnehmen. Findet euch dann wieder zusammen und haltet die Arbeit der Kleingruppen auf einer Flipchart o. ä. fest.