Diese Marionetten-Konterfeis (und Marionetten allgemein) sind sehr wirkungsvoll, um ein Problem in den Blick zu rücken, das mit einer bestimmten Person oder Gruppe zu tun hat (z.B. Politiker:innen). Sie lassen sich auch im Straßentheater einsetzen.
–Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Marionetten – insbesondere große Marionetten – anzufertigen,. Diese Anleitung zeigt, wie man flächige Marionetten aus Pappe baut, denn die sind einfach und relativ schnell zu machen.
Wenn möglich, solltet ihr für den Nachbau ein Foto vom Kopf oder von Kopf und Torso der betreffenden Person verwenden. Das ist optisch ansprechend und die Person wird später leicht zu erkennen sein.
ERSTER SCHRITT: MATERIALSAMMLUNG
- Großformatige Pappe
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- Besorgt euch Verpackungskartons von großen Geräten oder Möbeln
- Lebensgroßes, hochauflösendes Bild der Person(en), die eure Pappfigur darstellen soll.
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- Sucht im Internet nach einem hochauflösenden Foto oder scannt ein gedrucktes Foto mit mindestens 300 dpi ein. Das Bild sollte auf dem Ausdruck nicht pixelig aussehen.
- Entscheidet selbst, ob das Bild in Farbe oder in Schwarzweiß ausgedruckt werden soll.
- Ihr könnt entweder nur den Kopf der Person ausdrucken und den restlichen Körper selbst malen oder ein Bild von Kopf und Torso ausdrucken und daraus die Marionette bauen.
- Ein Ausdruck von Kopf und Torso lässt sich am besten auf einem Großformat-Drucker bewerkstelligen, der die ganze Figur in einem Stück ausdrucken kann. Großformatige Ausdrucke kann man in einer Druckerei machen lassen, bei einem größeren Budget auch in Farbe.
- Am billigsten ist es, einfach nur das Gesicht (oder die Gesichter) zu Hause auszudrucken.
- Wenn ihr keinen Zugang zu einem Großformat-Drucker habt oder euer Geld für ein großes Bild mit Kopf und Torso nicht reicht, könnt ihr das Foto auch in mehreren Segmenten zu Hause ausdrucken und das Bild dann daraus zusammensetzen.
- Acryl- oder Latexfarbe
Besorgt euch Latex-Wandfarbe oder große (2-4-Liter-)Behälter Acrylfarbe in kräftigen Farbtönen. Dickflüssige Farbe im Verhältnis 3:1 mit Wasser verdünnen, damit sie leicht verstreichbar wird, aber immer noch gut deckt. Ihr könnt etwas Farbe in Joghurtbecher abfüllen und mit Schaumstoff/Borstenpinseln in verschiedenen Größen malen. Stellt die Joghurtbecher auf ein Stück Pappe und wischt heruntertropfende Farbe mit einem nassen Lappen ab. Sollten sich irgendwo viel Farbe sammeln, verstreicht sie gleichmäßig, so trocknet sie schneller. - Pinsel (in verschiedenen Größen und in gutem Zustand – nicht ausgefranst)
- Teppichmesser mit Ersatzklingen
- Schneidematte (oder andere Unterlage zum Schneiden)
- Schere
- Joghurtbecher für Wasser und Farbe (und ein paar Deckel)
- Weißleim oder Tapetenkleister
- Abdeckplane
- Bleistift
- Malerkrepp (die breiteren Rollen sind besser) in guter Qualität, damit er zuverlässig klebt)
- Lineal(e)
- Leiste/Latte (2,5 m – Diese lassen sich halbieren oder auf andere Längen kürzen)
- Latexlack oder transparentes Acryl zum Streichen (optional – damit wird eure Pappfigur wetterfest)
- Gummibänder (z.B. ausschneiden aus alten Fahrradschläuchen)
ZWEITER SCHRITT: KOPIEREN, ZEICHNEN UND AUSSCHNEIDEN
Portraitfoto und gemalter Körper
- Schneidet das Portraitfoto aus und klebt es mit Weißleim oder Tapetenkleister auf die Pappe.
- Zeichnet Hals und Torso/Körper unter den Kopf. Zur Verstärkung des Effekts könnt ihr das Outfit oder bestimmte Merkmale davon überzeichnen.
- Zeichnet die Arme abschnittsweise auf ein zweites Stück Pappe auf. Wenn die Pappe groß genug ist, könnt ihr darauf auch die Beine noch unterbringen. Sonst die Beine auf ein separates Stück Pappe zeichnen und dranhängen, wie in Schritt fünf gezeigt.
- Wenn alle Formen aufgezeichnet sind, werden die Teile ausgeschnitten.
Foto von Kopf und Torso
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- Habt ihr einen Ausdruck von Kopf und Torso, dann schneidet das Bild aus, klebt es mit Weißleim oder Tapetenkleister auf ein Stück Pappe und schneidet es mit dem Teppichmesser aus.
- Wenn ihr genug Pappe habt und eure Pappfigur mehr aushalten soll, dann schneidet Kopf und Körper noch einmal aus einer zweiten Lage Pappe aus und klebt die beiden Schichten mit Klebeband aufeinander, ähnlich wie es in der Anleitung für die Pappschilder gezeigt wird.
DRITTER SCHRITT: MALEN
Portraitfoto und gemalter Körper
- Jetzt werden Körper, Arme und Beine mit Acryl- oder Latexfarbe bemalt.
Foto von Kopf und Torso
- Habt ihr Kopf und Torso ausgedruckt, dann könnt ihr diese mit einer transparenten Schicht überziehen, damit die Figur wetterfest wird (z.B. mit transparentem Tapetenkleister, Klarlack oder transparentem Acryl). Dieser Schritt ist optional.
Wollt ihr einen schwarzweißen Ausdruck farbig gestalten, könnt ihr ihn mit einer Lasur übermalen. Lasur ist stark mit Wasser verdünnte Farbe, mit der man nicht das ganze Bild mit einer dicken Farbschicht übermalt. Die Lasur sollte nicht so wässrig sein, dass sich das Bild darunter auflöst. Testet die Lasur zunächst auf einer Pappe mit ein paar Abfällen von dem ausgeschnittenen Foto, bevor ihr die Pappfigur damit bestreicht.
Lasst die Farbe vollständig trocknen – so lange wie möglich. In der ersten Woche möglichst nicht stark zusammendrücken oder falten, sodass Farbe auf Farbe drückt. Die frische Farbe kann immer noch ein wenig klebrig sein und aneinander haften.
VIERTER SCHRITT: ACCESSOIRES
Accessoires helfen bei der Verbreitung eurer Botschaft. Accessoires könnt ihr mit Reststücken von der Pappe basteln oder ihr könnt der Pappfigur andere Requisiten anhängen. Man kann Requisiten auch an einem Extrastab anbringen und diesen neben die Pappfigur halten. .
- Sprechblasen – können zeigen, was jemand gesagt hat. Verwendet dafür echte Zitate. Die Zitate können auf auf Pappschildern stehen, die an separaten Stäben befestigt werden.
- Denkblasen – Was denken sie wirklich? Ihr könnt die Einzelteile der Blase mit Draht oder dünnen Stäbchen verbinden und auf der Rückseite der Pappstücke festkleben.
- Geld – Ihr könnt den Politiker:innen gemalte oder fotokopierte Geldscheine in die Hand geben. Mit einem Haken aus Draht an der Hand sind sie abnehmbar. Das funktioniert auch mit Klettband.
- Namensschilder – – Für den Fall, dass die Leute nicht wissen, um wen es sich handelt, könnt ihr der Figur ein Namensschild ’anstecken. Damit sorgt ihr zugleich dafür, dass der Name auf den Fotos und in den Zeitungen erscheint.
- Schilder – – Pappfiguren können auch selbst Schilder in der Hand halten. Wenn ihr die Schilder an beiden Händen befestigt, sind sie beweglich (z.B. Gehalt 10.000.000 Euro).
- Fette Katzen – – Manche Pappfiguren haben Freunde. Mit wem verbringen sie ihre Zeit? Man kann sie einfach auf Pappe malen und an einem Stab befestigen.
FÜNFTER SCHRITT: ZUSAMMENFÜGEN
Legt alle Einzelteile bereit:
- Den gemalten Körper und das Portraitfoto (und ggf. Beine) aus einem Stück Pappe.
- Die Arme (und ggf. die Beine) als separate Pappstücke.
Befestigt die Arme mit Gummistreifen (in Streifen geschnittene Fahrradschläuche) am Körper. Bohrt an den Stellen, wo die Teile verbunden werden sollen, kleine Löcher, legt sie übereinander und zieht den Gummistreifen hindurch. Die Gummis werden jeweils an beiden Enden verknotet, damit sie nicht herausrutschen. So bleiben die Arme beweglich und können pendeln.
An der Latte befestigen
- Befestigt eure Latte auf der Rückseite der Pappfigur mit Heftklammern und Klebstoff (der wasserfest sein sollte, falls er dem Regen ausgesetzt wird) oder indem ihr auf jeder Seite der Latte kleine Löcher bohrt, einen Gummistreifen durch die Löcher zieht, um den Stab herum führt und verknotet. Dies solltet ihr an drei Stellen der Pappfigur machen. Zur Verstärkung der Pappe könnt ihr weitere Pappstücke zwischen Latte und Pappfigur schieben (wobei die Gummistreifen auch durch diese durchgezogen werden sollten). Damit lässt sich verhindern, dass die Pappe ausreißt.
- Optional: Extralatten für die Arme, mit denen man sie heben kann.
- Wenn ihr die Teile mit Gummibändern befestigt, dann bringt diese an Stellen der Kleidung an, wo sie nicht auffallen.
SECHSTER SCHRITT: AUF DIE STRASSE DAMIT
Die Pappfigureneignen sich hervorragend, um eine Person direkt mit einem Problem zu konfrontieren oder darauf aufmerksam zu machen, das heißt, dass ihr sie strategisch als Begleitung einer Kampagne oder Aktion anfertigen könnt.
Trommelt vorher viele Freiwillige zusammen, die die Pappfiguren hochhalten. Ihr könnt während der Veranstaltung mal abwechseln, wenn die Zeit zu lang wird. Das Stehen und das gemeinsame Bewegen sollte vorher geübt werden. Platziert die Pappfiguren alle dicht beieinander an einer gut sichtbaren Stelle in eurer Demo.
Platziert weitere Bilder, Accessoires oder Menschen vor und unter den Pappfiguren. Haltet die Pappfiguren über Kopfhöhe, damit der ganze Körper/die ganze Botschaft zu sehen ist. Leichter wird es, wenn ihr sie an 2,5 m langen Stäben hochhaltet. Überlegt euch eine gezielte und kreative Choreographie. Beispielsweise, könnten sie sich in Zeitlupe im Gänsemarsch um den Platz bewegen, die Gesichter den Leuten/der Kamera/der Öffentlichkeit zugewandt. Diejenigen, die sie hochhalten, sind Teil des Bildes bzw. der Pappfigur, deshalb wäre es gut, wenn diejenigen sich nur darauf konzentrieren können und keine anderen Aufgaben haben.