Soziogramme und Meinungsbarometer

In einem Soziogramm nehmen die Teilnehmer*innen bestimmte Positionen im Raum ein, die etwas über sie aussagen. Diese Methode hilft Menschen dabei, tiefer darüber nachzudenken, wovon sie überzeugt sind - und Meinungen in einer Gruppe auszutauschen.

Dauer: 10-30 minuten Gruppengröße: 7-100+ menschen

Ein flexibles Trainingselement zur Selbstwertsteigerung

In Russland verwendet man „Gemeinschafts-Soziogramme“, bei denen die Moderation in der Mitte des Raumes steht und ankündigt, dass dieser Ort in diesem Moment das Zentrum der Lerngemeinschaft darstellt. Sie*er bittet die Teilnehmer*innen dann, sich auf eine Weise im Raum zu positionieren, die ihre Beziehung zum Zentrum in diesem Moment ausdrückt.

Nachdem sich die Teilnehmer*innen für einen Ort entschieden haben, geht die*der Moderator*in im Raum herum und befragt einige von ihnen. Ihre Überlegungen fördern das eigene Bewusstsein über die Teilnahme an dem Workshop, und sie treffen infolge dessen oftmals eine neue Entscheidung in Bezug auf ihre Teilnahme.

Eine andere beliebte Version des Soziogramms ist das Meinungsbarometer. In seiner einfachsten Form wird eine Ja- oder Nein-Antwort auf eine kontroverse Frage vorgegeben, z. B. dem strategischen Nutzen der Zerstörung von Eigentum in einer Kampagne für sozialen Wandel. Auf zwei gegenüberliegenden Wänden werden Blätter mit „Ja“ und „Nein“ angebracht. Zum Beispiel:

  • War unsere letzte Aktion effektiv? (ja/nein)
  • Denkst du, dass eure Gruppe zivilen Ungehorsam anwenden sollte? (ja/nein)
  • Setzt du dich persönlich für gewaltfreie Strategien ein? (ja/nein)

Die Teilnehmer*innen werden gebeten, sich auf einer gedachten Linie zwischen den beiden Seiten so zu platzieren, dass dies ihre eigene Position zum Thema widerspiegelt. Sobald sie das getan haben, werden einige Teilnehmer*innen auf unterschiedlichen Positionen befragt.

Das Barometer ermöglicht komplexe Diskussionen über polarisierte Debatten. Es lässt viele Diskussionen zu und kann neue strategische Überlegungen ans Licht bringen. So können Soziogramme eingesetzt werden:

  • Um vergangene Aktionen / Ereignisse / Strategien zu reflektieren;
  • als Teil der Entscheidungsfindung in der Gruppe, indem Personen ausdrücken, was sie im Moment denken (z. B.: „Seid ihr für den vorliegenden Vorschlag – ja oder nein?“);
  • als Instrument zur Verstärkung des Gemeinschaftsgefühls, indem individuelle Reflexion, insbesondere über kontroverse Fragen, ermöglicht wird.

Eure Vorstellungskraft ist die einzige Grenze bei der Verwendung von Soziogrammen. Ein*e Trainer*in bat eine Gruppe: „Diejenigen, die Führungsrollen einnehmen, gehen in diese Ecke“. Sie wartete, während einige dorthin gingen. „Diejenigen, die Führungsrollen einnehmen und das nicht offen zeigen, gehen in die andere Ecke.“ Mit verlegenem Lachen gingen einige in die andere Ecke. Danach folgte die erste wirklich ehrliche Gruppendiskussion über Führungsrollen.

Andere Moderator*innen nutzen Soziogramme, um Einblicke in soziale Schichten, Positionen in der Gruppe, Stärken bei der Teamarbeit, Rollen bei sozialen Bewegungen, Teamtypen und vieles mehr zu gewinnen.