Gute Interviews geben: Die Grundlagen

Vor einem Interview

  • Bringt Eckpunkte zu dem Interview in Erfahrung. Worum wird es in dem Interview gehen? Worauf laufen die Fragen hinaus? Wird das Interview im Radio oder Fernsehen ausgestrahlt? Ist es ein Live-Interview oder wird es vorher aufgezeichnet? Findet das Interview in einem Studio, im Büro oder telefonisch statt? Erkundigt euch, wie lang das Interview werden soll.
  • Stellt falsche Annahmen eures Gegenübers möglichst schon vorher richtig: „Nein, wir sind nicht grundsätzlich gegen Entwicklungsprojekte, aber gegen dieses konkrete Projekt wegen seiner klimaschädlichen Auswirkungen.”
  • Informiert euch über die Interviewer*innen. Seht euch deren frühere Interviews an. Wie stehen die Interviewer*innen zu diesem Thema? Wie ist der Interviewstil: freundlich, locker, aggressiv, intellektuell? Achtet bei der Durchsicht der Interviews auf erfolgreiche Interviewpartner*innen und wie sie es schaffen, glaubwürdig rüberzukommen.  
  • Versetzt euch in die Lage der Zuschauer*innen oder Zuhörer*innen, um eure Botschaft möglichst wirksam zu vermitteln. Schlechte Interviews kommen häufig dadurch zustande, dass wir reden, als wären wir als Aktivistinnen und Aktivisten ganz unter uns. Wir müssen aber davon ausgehen, dass diejenigen, an die wir uns wenden, eventuell nicht dieselben Kenntnisse haben wie wir und dass ihnen andere Dinge wichtig sind als uns.
  • Stellt euch vor, was bei einem erfolgreichen Interview herauskommen müsste. Überlegt euch zwei bis vier Kernbotschaften, die ihr vermitteln wollt.
  • Bereitet euch anhand dessen, was ihr über Fragensteller*in, Ort und Kontext des Interviews wisst, auf mögliche Fragen vor und übt eure Antworten ein. In einem simulierten Interview mit einem anderen Gruppenmitglied könnt ihr üben und klären, was ihr sagen wollt. Auswendig gelernte Antworten klingen oft aufgesetzt und langweilig, daher solltet ihr frei mit eigenen Worten sprechen.
  • Vergewissert euch, dass ihr bezüglich des Interviewthemas auf dem neuesten Stand seid. Sammelt Geschichten, aktuelle Informationen und Fakten, die ihr anbringen könnt.
  • Überlegt euch ein Beispiel, das den Kern eurer Aussage illustriert. Beispiele, mit denen sich die Zielgruppe leicht identifizieren kann, funktionieren am besten. „Die Zeit für Divestment drängt. In Deutschland sind nach sintflutartigen Regenfällen Straßen überflutet – eine Folge des Klimawandels.”

Während des Interviews

  • Das Wichtigste: Sprecht schon zu Beginn über eure Kernbotschaften und wiederholt sie im weiteren Verlauf des Interviews.
  • Redet über das, was die Menschen beschäftigt. Sprecht mit Überzeugung und vertretet eure Sache mit Begeisterung, Leidenschaft und Inspiration.
    • Seid konkret. Kleidet kurze, positive Statements in ein oder zwei Sätze.
    • Benutzt alltägliche Sprache. Vermeidet Fachjargon und Abkürzungen, z. B. CO₂, Kohlenstoffblase etc. (Zur Erinnerung: Ihr müsst euch an das Zielpublikum wenden!)
    • Sprecht in kurzen, vollständigen Sätzen (prägnante Aussagen). Eure Kernbotschaften solltet ihr jeweils in einem Satz rüberbringen und nicht zerstückeln.
    • Verwendet Anekdoten. Illustriert eure Kernaussage mit kurzen Geschichten oder persönlichen Erfahrungen.
  • Erzählt der Presse nicht, was ihr tut, sondern warum ihr es tut.
  • Seid präzise. Vermeidet stets allgemeine, vage Aussagen. Wenn ihr eine Frage nicht beantworten könnt, dann leitet zu etwas über, womit ihr euch auskennt. (Statt falsche Informationen zu verbreiten, sagt lieber: „Das liefere ich Ihnen nach”, oder: „Das weiß ich nicht genau, aber klar ist, dass ____.”  Mit falschen Informationen bringt ihr euch um eure Glaubwürdigkeit und die lässt sich nur schwer wieder herstellen! Außerdem liefert ihr der Gegenseite damit Munition.)
  • Illustriert das Ausmaß eines Problems oder einer Lösung mit glaubwürdigen und eindrucksvollen Zahlen und Fakten.  
  • Vergewissert euch, dass ihr bezüglich des Interviewthemas auf dem neuesten Stand seid. Überprüft eure Quellen für Hintergrundinformationen und neueste Entwicklungen.
  • Redet nicht zu schnell. Das gilt vor allem für Radio- und Fernsehinterviews.
  • Nutzt Interviewfragen, um auf eure Kernbotschaft zurückzukommen. Eine bekannte Methode ist die sogenannte „ABC”-Methode:
  1. Aufgreifen der Frage
  2. Brücke schlagen
  3. Content (Botschaft)

Wenn ihr etwas gefragt werdet, was von eurer Botschaft wegführt, dann greift zunächst die Frage auf und schlagt dann eine Brücke zu dem, was ihr eigentlich sagen wollt, zum Beispiel:

  • „Das ist sicher ein Problem, was die Menschen aber noch mehr beschäftigt, ist …”
  • „Einige sehen das so, doch unsere Erfahrungen zeigen, dass …”
  • „Ja, über dieses Thema wird noch viel diskutiert werden, heute geht es vor allem um …”
  • „Das ist eine Sicht der Dinge, wir müssen aber sehen, wie dies ins Gesamtbild passt …”
  • Übt, Sätze mit „Ähm“ und dergleichen zu vermeiden, denn das kann den Eindruck von Unsicherheit und mangelndem Selbstvertrauen erwecken.
  • Versucht, möglichst nicht von eurer Botschaft abzulenken, zum Beispiel durch eure Mimik oder eure Art zu sprechen.
  • Ihr müsst eure Botschaft kennen und üben. Wiederholt eure Botschaft immer wieder.

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