Wie man einen Workshop konzipiert

Workshops zu gestalten ist eine kreative Aktivität und das bedeutet, dass jede*r Trainer*in ihre*seine eigene Vorgehensweise hat. Dies hier ist die Methode eines erfahrenen Trainers:

1. Finde mehr über die Gruppe heraus. Ich frage die Gruppenleiter nach der Geschichte der Gruppe, bereits durchgeführten sowie zukünftig geplanten Aktionen, ihren Erfahrungen mit Workshops, ihren Erwartungen und Hoffnungen. Wenn es bei dem Workshop darum geht, Entscheidungen zu treffen, will ich möglichst viel darüber wissen, wie die Gruppe normalerweise Entscheidungen fällt (gibt es einen formalen Prozess oder überlassen die Mitglieder Entscheidungen gerne bestimmten Führungspersonen etc.), insbesondere, wenn es einen Konflikt in der Gruppe gibt. Ich frage oft einen Ansprechpartner: „Mit wem sollte ich sonst noch sprechen? Gibt es jemanden, der eine andere oder ungewöhnliche Ansicht hat?“

2. Formuliere Ziele. Ich möchte, dass die Ziele realistisch sind, den Bedürfnissen und Erwartungen der Sponsoren des Workshops und /oder den Teilnehmer*innen entsprechen und mich motivieren. Ich will klare Ziele, um damit den Workshop zu evaluieren – im Verlauf des Workshops und danach. Vielleicht der wichtigste Aspekt: Ich möchte nicht mehr Ziele haben, als ich mir merken kann, weil meine Ziele viele meiner Entscheidungen beeinflussen, während ich den Workshop moderiere. Für einen zweitägigen Workshop sind beispielsweise fünf Ziele mein Maximum.

3. Sammle Ideen zu Aktivitäten / Instrumenten (Brainstorming). Ziele zu setzen bedeutet oft, schwierige Entscheidungen zu treffen. Deswegen will ich auch Spaß daran haben. Brainstorming erleichtert mir das. Manchmal beginne ich mit einem Brainstorming zum Thema „Meine Lieblingsaktivitäten und -übungen“ und liste verschiedene Instrumente auf, die den Teilnehmenden helfen können, den Inhalt zu verinnerlichen und die notwendigen Fähigkeiten zu erwerben.

4. Sortiere die Liste. Ich sortiere die Liste danach, welche Aktivitäten am besten zum Workshop, seinen Zielen und der Gruppe, mit der ich arbeite, passen. Manchmal rufe ich an diesem Punkt nochmal an, um die Ideen auf die Gruppe abzustimmen. Ich denke auch an den politischen Kontext der Gruppe (Sind die Teilnehmenden angesichts des Klimawandels hoffnungslos, ohne sich dies einzugestehen? Wie ist die aktuelle Sicherheitslage? Haben sie jüngst Erfolge erzielt, die gefeiert oder Verluste erlitten, die beklagt werden müssen?). Ich sortiere auch nach einer Vielzahl von Fähigkeiten: Sind zu viele Aktivitäten für diese Gruppe eingeplant, bei denen es ums Hören, Sehen oder Herumrennen geht? Habe ich mir überlegt, wie Menschen mit nicht sichtbaren Handicaps teilnehmen können?

5. Entwickle eine Reihenfolge und wähle aus. Während ich eine Reihenfolge aufstelle, wähle ich Aktivitäten aus, die die Gruppe vermutlich in ihrem Lernprozess voranbringen werden. Welche Aktivitäten kann ich kombinieren und so den nächsten Schritt vorbereiten? Ich stelle mir bei der Reihenfolge vor, wie sich Energie und Konzentration entwickeln: Wann plane ich Denkarbeit ein? Findet eine Aktivität, die viel Energie erfordert, direkt nach einer Mahlzeit statt? Was sind hier emotionale Dynamiken – bieten die Aktivitäten Raum für Hochs und Tiefs?

Zum Beispiel weiß ich, dass gute Entscheidungsfindung eine Gewohnheit ist, die eine Gruppe lernen muss. So plane ich gleich zu Beginn mehrere Möglichkeiten für die Gruppe ein, leichter Entscheidungen zu fällen. So gewöhnen sie sich daran zusammen, gemeinsam zu entscheiden. Am Ende des Workshops haben sie sich daran gewöhnt und es fällt ihnen leichter, sogar schwierige Entscheidungen zu treffen.

Ein paar zusätzliche Kriterien für die Festlegung einer Reihenfolge:

  • Habe ich früh gezeigt, dass ich mich dafür interessiere, was die Teilnehmenden bereits wissen? Viele Workshops leiden darunter, dass die Trainer*innen ihre Teilnehmer*innen wie leere Hülle behandeln, die mit der Expertise des*r Externen gefüllt werden müssen. Habe ich Instrumente eingeplant, die besonders zu Anfang die Teilnehmer*innen fragen, was sie bereits wissen?
  • Viele Menschen, die Klimawandelkampagnen entwickeln, sollten ihre Erfolge auch einmal feiern. Habe ich ein paar Methoden und Momente eingeplant, in denen sie sich gegenseitig anspornen können?
  • Habe ich mir auch überlegt, wie Verzweiflung – oder andere emotionale Einflüsse – vielleicht in dieser Gruppe zum Ausdruck kommen müssen?
  • Habe ich für den Anfang ein paar Instrumente eingeplant, die ein Gefühl von Sicherheit in der Gruppe vermitteln, sprich ausreichend Sicherheit für die größeren Risiken, die Menschen auf sich nehmen müssen, um dazuzulernen?

6. Überprüfe die Vielfalt deiner Methoden. Sieht dein Konzept Arbeit in der Großgruppe, in Paaren, Dreier- und Vierergruppen usw. vor? Findet Großgruppenarbeit dann statt, wenn sie am meisten gebraucht wird (z. B. am Ende des Tages)? Gibt es auch etwas individuelle Zeit für introvertierte Teilnehmer*innen?

7. Überprüfe Lernstile und -kanäle. Sind die Aktivitäten eine Mischung aus akustischen, visuellen und kinetischen (Ganzkörper-)Aktivitäten? Welche Punkte des Ablaufplans muss ich bei der Besprechung über die Agenda erwähnen, um individuelle Bedürfnissen zu antizipieren?