Wie man einen Kampagnenplan erstellt Die Pappteller-Herausforderung

Kampagnen sind nicht von jetzt auf gleich erfolgreich. Ihr Erfolg kommt durch eine Reihe von Aktionen zustande. Doch zu oft planen wir im Vorfeld immer nur eine Aktion. Das kann ein Problem sein, denn wenn diese Aktion vorbei ist, werden Leute wissen wolle "Was kommt als Nächstes?". Unmittelbar nach der Aktion haben sie viel Energie und sind für die nächste Aktion bereit. Wir verlieren diese Energie, sofern wir den nächsten Schritt nicht bereits geplant haben. Dieses Instrument hilft uns, vorauszuplanen, sodass wir diese Dynamik beibehalten. Es ist ein tolles Werkzeug, das eingesetzt werden kann, nachdem sich die Gruppe mögliche Taktiken überlegt hat, oder kurz vor dem Abschluss eines Kampagnenworkshops zur Fertigstellung eines Plans.

Dauer: 20-45 Minuten Gruppengröße: 10-50+ Menschen

Schritt 1: Kleingruppen bilden

Teile die Teilnehmenden in Kleingruppen ein – Gruppen mit vier bis fünf Personen eignen sich gut. Bitte sie, sich im Raum zu verteilen. Gruppenarbeit hilft den Menschen, neue Ideen zu entwickeln, sich Feedback über die Effektivität jeder Taktik zu holen und zu entscheiden, in welcher Reihenfolge sie eingesetzt werden sollen. Spreche am Anfang an, dass dies schwierig sein kann.

Gib jeder Gruppe fünf oder sechs Pappteller (oder etwas anderes, auf dem sie schreiben können).

Stelle ein Symbol, z. B. eine Obstschale, in die Raummitte und erkläre, dass dies die Vision dessen darstellt, was ihr erreichen wollt. Das ist es, auf das ihr hinarbeitet.

Stelle folgende Aufgabe:

Schreibt auf jeden Teller eine Taktik oder Aktion, die die Gruppe eurer Meinung nach umsetzen soll. Schreibt eine Taktik/Aktion auf einen einzelnen Teller / Blatt Papier.

Sobald sie eine Liste haben, mit der sie sich gut identifizieren können, fordere die Teilnehmer*innen auf, da anzufangen, wo sie stehen und die Papierteller in eine Reihenfolge zu legen, bis sie die Fruchtschale (oder welches Symbol auch immer ihr nutzt) erreicht haben.

Bitte dann die Gruppen, sich während dieser Übung Folgendes zu überlegen: Wie passen diese Taktiken zusammen? Welche Reihenfolge ist am sinnvollsten? Wie würdet ihr diese Taktiken und Aktionen nutzen, um Menschen außerhalb der Kampagne einzubeziehen?

Das bedeutet, dass sie einige Taktiken vielleicht anders anordnen oder gar entfernen wollen, oder sie anpassen, sodass sie ein ähnliches Thema haben oder einem einzigen Ziel dienen.

Antworte auf etwaige Fragen und lasse sie dann die Aufgabe fertigstellen! Mit sehr wenig Vorbereitung erreichst du, dass deine Gruppe eine durchdachte Strategie entwickelt.

Schritt 2: Gruppenarbeit

Lasse die Gruppen mit der Arbeit anfangen. Abhängig von der Gruppe könnten sie für diesen Schritt bis zu 40 Minuten brauchen. Uneinigkeit und Diskussion zwischen den Teilnehmenden sind sehr gut für den Lernerfolg. Die Trainer*innen sollten von Gruppe zu Gruppe gehen und sich ständig verfügbar halten, um Fragen zu beantworten, Unterstützung und Rat zu geben und Fachwissen weiterzugeben.

Die Gruppen könnten etwas Unterstützung dabei benötigen, wie man eine gute Strategie entwickelt. Wenn du bei den Kleingruppen vorbeigehst, könntest du sie bei unterstützen, ihre Überlegungen zu konkretisieren. Bekannte Prinzipien, die sie berücksichtigen sollten, sind:

  • Komfortzone: Macht eure Gruppen regelmäßig die gleichen Aktionen? Welche mutigeren Aktionen könntet ihr umsetzen? Das bezieht sich nicht unbedingt auf eine Aktion mit hohem Risiko wie eine direkte Aktion. Eine Gruppe veranstaltete beispielsweise eine Preisverleihung für ihre wichtigsten Freiwilligen. Um dies anspruchsvoller zu gestalten, sagten sie jeder*m Freiwilligen, dass sie während der Feier eine kurze Rede über etwas halten sollten, das sie während der Kampagne gelernt hatten. Das Ergebnis war eine emotionale, beeindruckende Feier, die die Gruppe aus ihrer Komfortzone herausholte.
  • Aktionslogik: Ist einer*m Beobachter*in von außen durch eure Aktion klar, wer ihr seid und was ihr wollt? Regt die Aktion sie*ihn dazu an, euch unterstützen zu wollen? Aktionslogik ist der Grad, zu dem eure Aktion vom Standpunkt einer Person Sinn hat bzw. logisch ist, die nicht Teil eurer Gruppe ist. Die Aktion sollte folgende Logik haben: Jenes ist passiert, deshalb tun wir nun dieses hier. Das gilt besonders für direkte Aktionen, bei denen ihr den positiven Wandel, den ihr erreichen wollt oder die negativen Aspekte, die ihr stoppen wollt, zeigen müsst.
  • Psychologie: Eure Aktion kann Spaß machen, inspirieren oder verärgern. Überlegt euch, was eure Teilnehmer*innen aus eurer Aktion mitnehmen. Eine soziale Bewegung, die sich gegen eine Diktatur engagiert, plante so folgende Aktion. Am Ende einer Großdemo und eines Konzerts an Neujahr brachen sie abrupt die Feier ab. Sie zeigten die Namen und Gesichter der Menschen, die von der Regierung im vergangenen Jahr getötet worden waren. Danach kündigten sie an: „Solange der Diktator an der Macht ist, gibt es keinen Grund, zu feiern. Wenn wir ihn gestürzt haben, werden wir feiern.“ Die Partygänger*innen gingen mit dieser wirkungsvollen Botschaft im Kopf nach Hause.
  • Eine Geschichte aufbauen: Eure Aktionen sollten eine Geschichte erzählen. Wie stehen die Aktionen miteinander in Verbindung? Inwiefern erzählen sie eine zusammenhängende Geschichte darüber, wer ihr seid und wofür ihr steht? Und am wichtigsten – verstehen Medien, normale Zuschauer*innen oder eure Zielgruppe das? Erkennen sie die Geschichte?

Während die Gruppen ihre Arbeit abschließen, kannst du eine Pause ansagen, damit sich die Teilnehmenden informell untereinander austauschen, einen Teil der Pause noch für die Fertigstellung der Arbeit nutzen oder einfach nur die anderen Schritte lesen können.

Schritt 3: Kurze Auswertung

Nimm dir nach der Pause einige Minuten für die Auswertung. Ermutige die Teilnehmenden dazu, sich zu überlegen, wie nützlich das war, was sie gerade getan haben.

Hier hast du mehrere Möglichkeiten. Du könntest einfach ein paar Kleingruppen zu Wort kommen lassen. Falls die Gruppe eine Entscheidung über Taktiken und Aktionen trifft, könntest du alle dazu ihre Meinung äußern lassen. Danach könnt ihr zusammen einen Plan für die gesamte Gruppe entwickeln. In beiden Fällen ist deine Arbeit für die Teilnehmenden eine Unterstützung dabei, Pläne zu schmieden, die eine Eigendynamik entwickeln, indem sie lernen vorauszuplanen – und das ist gut für die Arbeit jeder Gruppe!